Nicht mehr als einen Ringkern und etwas Draht braucht es für einen Übertrager. Fügt man eine oder gar mehrere Wickungen hinzu, wird daraus ein universell verwendbarer, passiver Mischer.
Die Ausgangslage: Zwei PC, aber lediglich ein Paar aktiver Lautsprecherboxen sind vorhanden. Die einfachste Lösung wäre der Kauf eines zweiten Paares PC-Lautsprecher. Das bedeutet: Noch ein Steckernetzteil und eine weitere belegte Steckdose. Die Alternative: Die Lautsprecher für beide PC nutzen! Der Kauf eines Mischpultes wäre zwar denkbar, doch viel zu kostspielig und teurer als zwei PC-Lautsprecher aus dem Billigladen um die Ecke. Die Idee: Ein (passiver) Mischer muss her, eine Art NF-Übertrager mit drei Wicklungen. Zwei Eingänge und einen Ausgang wären ideal. Eine blasse Erinnerung, im Internet - wo denn nur? - einen Mehrfach-Übertrager mit Ringkern und einigen Wicklungen Draht gesehen zu haben, lässt zu eben diesen Utensilien greifen.
Beispiel für einen NF-Übertrager
In der Bastelkiste - aus einem PC ausgeschlachtet - liegen einige Ringkerne eines unbekannten Herstellers und ebensolchem AL-Wert. Sie schützten zuvor interne USB-Kabel vor vagabundierender Hochfrequenz. Ein Ringkern misst außen 3 cm Durchmesser und innen 1,5 cm. Eine unangetastete Rolle Kupferlackdraht mit ungefähr 0,1 mm Durchmesser (ohne Beschriftung) liegt seit Jahren ungenutzt in der Schublade.
Der erste Test vorab soll die Funktionsfähigkeit beweisen. Dazu reicht ein simpler Übertrager mit zwei Wicklungen. Sechs Meter Kupferlackdraht werden abgewickelt und einmal mittig gefaltet, das macht zwei parallel liegende Drähte je drei Meter Länge. Die werden gemeinsam eng und überwiegend auf einer Seite des Kerns aufgewickelt, viele Windungen übereinander. Damit der Anfang nicht verrutscht, fixiert man diesen mit den folgenden Wicklungen. Die beiden lockeren Drahtenden verklebt der geübte Elektroniker mit etwas Alles- oder Heißkleber.
Nun kommen der Funktionsgenerator und das Oszilloskop ins Spiel. Nach kurzer Messung zeigt sich: Von 100 Hertz bis sieben MHz aufwärts zeigt der Übertrager ein gutmütiges Verhalten. Also ran an den Mischer!
NF-Übertrager vergossen als "Bauteil".
Beim Bau ist wie zuvor beschrieben vorzugehen. Jedoch sind 9 Meter Kupferdraht zu Dritteln und die drei Drähte gemeinsam um den Kern zu wickeln. Wer größeren Bedarf hat, mag sogar vier Drähte zugleich verwenden und hat drei Eingänge und einen Ausgang oder zwei Ein- und Ausgänge. Welche Wicklung Eingang ist bzw. als Ausgang fungiert, ist eine Sache der Definition, schließlich sind alle Wicklungen gleich aufgebaut. Nach dem Wickeln und anschließendem Fixieren der Drahtenden sind die Wicklungen untereinander mit einem Ohmmeter zu sortieren und zu markieren. Letzteres ist wichtig, sonst kommt man schnell durcheinander. Eine Markierung kann durch Knoten im Draht (0, 1, 2) oder mit farbigem Isolierband erfolgen. Um den bewickelten Ringkern mechanisch zu fixieren, eignet sich am besten eine Lochrasterplatine, Um den Kern herum drapiert man die Anschlüsse paarweise, wie sie zusammen gehören. Das Verlöten des Kupferlackdrahts gelang problemlos. Lötstifte erleichtern den Anschluss der Verbindungskabel nach Außen und verhindern, dass sich interne Lötverbindungen lösen. Abschließend sind alle dünnen Drähte und der Ringkern mit reichlich Heißkleber zu fixieren. Als Resultat hält der Erbauer ein fast unverwüstliches "Bauelement" in Händen.
Mit einem HF-dichten Gehäuse sind Einstrahlungen kein Problem. Alle Buchsen sind isoliert zum Gehäuse einzusetzen!
Die Tauglichkeit des erstellten Exemplars wurde Mangels besserem Funktionsgenerators lediglich bis 7 MHz getestet. Da bei letzterer Frequenz der Ausgangspegel dem des Eingangs voll entsprach, sollten höhere Frequenzen möglich sein. Um die korrekte Funktion des Mischers zu beurteilen, wurde folgender Test durchgeführt: Vom Funktionsgenerator wurden 86 kHz - ein zufälliger Wert - mit einem Pegel von 0,5 Volt auf eine Wicklung gegeben. Wicklung zwei war an den Kopfhörerausgang des Kurzwellentransceivers angeschlossen, der quasi als zweiter "Funktionsgenerator" diente und ein wunderschönes, dekodiertes SSB-Signal einspeiste. Das Resultat kann der geneigte Leser in Bild 4 bewundern: Links ist das reine "Trägersignal" von 86 kHz zu sehen und rechts das mit dem NF-Signal modulierte, an Wicklung drei visualisierte Signal. Wie unschwer zu erkennen ist, belastet der Lautsprecherausgang etwas die Amplitude. In dieser Anwendung - und auch in der geplanten an den PCs - stellt das kein Problem dar: Bei Bedarf dreht der Benutzer den Pegel der Soundkarten ein wenig höher oder den folgenden Verstärker etwas auf.
Der Beweis: Der Mischer(Übertrager funktioniert: Links ein 86 kHz-Signal, rechts das NF-modulierte Signal am Ausgang.
Die Anwendungen für den passiven Übertrager / Mischer sind zahlreich: Wo es etwas galvanisch zu trennen gibt, um Brummen zu verhindern, gelangt der selbst gewickelte Billigübertrager mit zwei Wicklungen zum Einsatz, etwa als Digimode-Interface zwischen Soundkarte und Transceiver. Dort benötigt man zwei Übertrager, je einen für den Empfang und den anderen, wenn man auch senden möchte. Als Mischer leistet er gute Dienste, wenn es darum geht, mehr als eine Signalquelle an den Mikrofoneingang des Transceivers zu koppeln. Wie auch immer, in allen Fällen gehört der Übertrager / Mischer in ein abgeschirmtes Metallgehäuse eingebaut. Für den Stereobetrieb als "Einfachstmischpult" an der Stereoanlage platziert der pfiffige Audiofan gleich zwei Mischer bzw. Übertrager in ein Metallgehäuse und verkabelt sie entsprechend.
Es bleibt Stoff zum Experimentieren: Je nach verwendetem Ringkern stellt sich erneut die Frage: Wie hoch dürfen die Frequenzen sein? Ist das Gebilde auch für HF zu gebrauchen? Testen Sie einmal!